Was für ein Tag… das ist mein Weg.

 Heute war die Königsetappe. Ich hab keine Ahnung wieviele Höhenmeter es im Ganzen waren aber auf jeden Fall weit über Tausend. Das in einer so wunderbaren Landschaft wie sie schöner nicht sein kann.

Als ich vor 11 Jahren das erste mal den Camino Frances lief, war er in Abschnitten noch ähnlich schön. Letztes Jahr habe ich fast nur Pilgerautobahnen gefunden.

Hier find ich ihn wieder, meinen Camino. Natur pur.

Der Tag begann wie der andere aufgehört hat.

Nachdem die Herberge ja geschlossen war haben wir kurzerhand beschlossen dort im Treppenaufgang zu schlafen. Der war offen und nach einer kurzen Notgrundreinigung war im Erdgeschoss Platz für Sascha‘s Isomatte. Im ersten Stock stand ein altes Doppelstockbett mit zwei, na sagen wir mal intensiv genutzten Matratzen und auch da ist mir was eingefallen wie sie gefahrlos zu nutzen waren…Die Nacht war gut und kurz, nach acht ging es zur nahe gelegene Bar, um zu frühstücken und Wasser aufzufüllen. Blöd nur wenn die Bar geschlossen ist. Also das alte Brot raus und Frühstück aus dem Rucksack. Aus dem morphischen Feld kam, letzte Startzeit 9.50 Uhr. Also die ganzen leeren Flaschen geschnappt und gucken woher ich Wasser bekomme. Ein netter Bauer war schnell gefunden und so waren unsere 6 Liter gewissermaßen im sprichwörtlichen Ruck-Sack. Wichtig, weil  auf den  nächste 22 km keine Wasserstelle oder Bar zu finden ist. In diesem Sinne machen sich zwei Pilger auf, die ersten 8 km mit reichlich 700 Höhenmeter zu erklimmen.

Der Weg ist wunderschön, kaum Asphalt wenig Schotter und unendlich Natur.

Auf der Hochebene treffen wir frei lebende Pferde und Kühe und wir alle sind auf friedliche Koexistenz aus. In einem Meter Abstand laufen wir an den Kühen vorbei und keine fühlt sich genötigt aufzustehen… warum auch die Zweibeiner tun ja nix. Noch weiter oben ist mein Glück komplett. Adler, genau wie beim Aufstieg zum Frances kreisen sie über uns, nur noch tiefer. Ich kann fast in ihre Augen sehen und zähle 16 Stück… wunderbar, die faszinieren mich jedes mal wieder. 

Wenn ich das nächste mal hier bin schlafe im Zelt auf diesem Berg. Noch näher kann man Gott, oder wie immer man es nennen mag nicht kommen.  Ein Paradies in dem alles in Harmonie zu sein scheint. Der Weg zieht sich und ebenfalls wie in Frankreich, hat man das Gefühl das es einfach nicht enden will. Nach 15 km geht es steil, wirklich sehr steil über einen Geröllweg bergab. Habe ich schon erwähnt wie steil? Nein, sehr sehr steil…

und dann wieder hoch und runter usw. bis wir etwa 20 Uhr nach 10 Stunden hier ankommen. Ein schönes Doppelzimmer wär jetzt klasse aber die Herberge ist voll. Hatten wir das nicht erst? Aber nein in der nächsten gibt es Platz für uns und nun sind wir hier. Kaputt aber glücklich. Ich hab einer Russin Heilzeichen aufs Knie gemalt und Saschas Füße massiert. Außerdem gab es das erste mal eine richtig große Pilgerrunde beim Abendbrot: 6 Spanier, 2 Italiener und wir beiden. Wir haben viel gelacht es gab Gesangseinlagen und nun schnarcht es schon im Schlafsaal und ich mach gleich mit.

Faszinierend mit welcher Freude ich hier unterwegs bin. Keine Ahnung wo die ganze Energie herkommt und wenn sie mir eigen ist, wohin verschwindet sie wenn ich heim komme. Das Laufen ist meins, ich bin unendlich dankbar das dies Teil meiner Berufung ist. Was könnte schöner sein als eine derartige Aufgabe bekommen zu haben. Die Energie kommt aus der Freude zu tun. 

 Ich fühl mich total beseelt und beschenkt.

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